Weniger ist mehr – wieso man sich im Radio kurzfassen sollte

Eine der größten Herausforderungen bei der Konzeption eines Radiobeitrags ist es, die oft komplexen Inhalte auf den Punkt zu bringen und sprachlich herunterzubrechen. Aber wozu das Ganze? Ein kleiner Einblick hinter die Kulissen der Redaktion:

Grund 1: Radio ist gesprochene Sprache

Die Schriftsprache, also die Sprache, in der geschriebene Texte verfasst werden, ist für den Hörfunk ungeeignet. Die Sätze wären viel zu lang und das Gesagte würde in dieser Form auch nicht authentisch klingen. Denn wir sprechen nicht so wie wir schreiben. Beispiel: Aus „Um das Abendessen zuzubereiten, benötigen wir 500 g Kartoffeln“ wird “Für das Abendessen brauchen wir ein halbes Kilo Kartoffeln.“ Es ist also besonders wichtig, die Inhalte sprachlich anzupassen, bevor es in die Produktion geht. Erstens entspricht die Umgangssprache mehr unseren Hörgewohnheiten und zweitens bringt sie den entscheidenden Vorteil, dass die Inhalte leichter verständlich sind. Denn: Als Hörer kann ich schließlich nicht zurück spulen und muss daher alles auf Anhieb verstehen können.

Grund 2: Der Zeitfaktor im Radio

On air Zeit ist kostbar und wer seine PR-Inhalte erfolgreich platzieren möchte, sollte sich kurzhalten. Im Prinzip ganz ähnlich zu Print- und Onlinemedien – ein kurzer, prägnanter Text hat viel höhere Chancen im Sinne des Absenders veröffentlicht zu werden als eine fünfseitige Pressemitteilung. In der Radio-PR haben sich besonders zwei Formate in den letzten Jahren etabliert: eine Langfassung (max. 90 Sekunden) und eine Kurzfassung (max. 50 Sekunden) – je nachdem, wie groß der Wortanteil im Programm eines Senders ist. Es ergibt also Sinn, von Vornherein das passende Format anzubieten, um eine höchstmögliche Chance auf Ausstrahlungen zu haben.

Grund 3: Kill your darlings

Gilt nicht nur für den Hörfunk: Sich von der einen oder anderen Passage zu trennen, tut den allermeisten Texten gut. Frei übersetzt nach William Faulkner, US-amerikanischer Nobelpreisträger für Literatur: „In writing, you must kill all your darlings“. Sobald das Textkonzept steht, geht es also darum, kritisch zu redigieren und zu streichen bzw. zu kürzen. Tipp: Oft fällt das mit fremden Texten leichter, deshalb einfach mal den Kollegen oder die Kollegin darauf ansetzen. Kriterien sind zum Beispiel: Sind die Worte unbedingt notwendig, um die Aussage zu verstehen? Ist der Satz zu lang oder zu abstrakt? Trägt der Abschnitt zur Erklärung oder zur Argumentation bei? Falls nein, dann lieber darauf verzichten. Oder in gesprochener Sprache: Raus damit!

Gefällt dir dieser Beitrag ?

Gerne Teilen

Picture of Helen Bender

Helen Bender

Weitere Beiträge

Jetzt schon ans Sommerloch denken

Stellen Sie sich vor: Draußen scheint die Sonne, halb Deutschland sitzt im Auto gen Süden, der andere Teil schmilzt am Schreibtisch. Redaktionen sind urlaubsbedingt dünner besetzt, die Nachrichtenlage ist – sagen wir mal – übersichtlich. Willkommen im Sommerloch! Und genau das ist Ihre große Chance.

Mehr lesen »

Der klassische Ratgeber-Beitrag am Beispiel Reifenwechsel

Wenn es draußen wärmer wird und der April die Wetterlage mal wieder komplett durcheinanderwirbelt, taucht in vielen Radioprogrammen ein alter Bekannter auf: der Ratgeberbeitrag zum Reifenwechsel. Was auf den ersten Blick banal klingt, ist in Wahrheit ein Paradebeispiel für wirkungsvolle Radio-PR. Warum? Weil er genau das erfüllt, was gute Kommunikation ausmacht: relevante Inhalte, zur richtigen Zeit, in einem vertrauten Format.

Mehr lesen »
Nach oben scrollen

Wie können wir Ihnen helfen?

Schreiben Sie uns gerne!